[Diskussion] Ich möchte die Übersetzung von "Retention" (gegenwärtig "Erfolgsquote") ändern

Thema

Ich möchte gerne die Übersetzung von Retention (gegenwärtig “Erfolgsquote”) überarbeiten, da ich der Meinung bin, dass die gegenwärtige Übersetzung inakkurat und etwas verwirrend ist.

Definition “Retention”

Retention in der Lernpsychologie beschreibt den Erhalt von Informationen (Glossar: Gedächtnis (2. Aufl., 2018) | Lehrbuch Psychologie) oder allgemeiner das “Behalten” von Informationen (Retention – Dorsch - Lexikon der Psychologie) und die Gedächtnisleistung in den verschiedenen Phasen des Lernprozesses (Retention - Lexikon der Psychologie).

Bzgl. “Erfolgsquote”

  • “Erfolg” kann definiert werden als “Ich habe mich daran erinnert”.
  • “Quote” beschreibt einen prozentualen Anteil.
  • “Erfolgsquote” würde somit in etwa heißen: “Der prozentuale Anteil, an dem ich mich erfolgreich erinnert habe”.

Es macht schon irgendwo Sinn. Allerdings nimmt “Erfolg” viele Facetten an und ist häufig recht unscharf definiert.

Alternativen

Nachfolgend schlage ich Alternativen vor, die ich als sinnvoller erachte.

  1. “Gedächtnisleistung”: Beschreibt den ganzen Prozess von Informationsaufnahme bis hin zu Informationsabruf (s. auch Gedächtnis – Dorsch - Lexikon der Psychologie). Dies ist nicht nur gemäß Definition akkurater, sondern macht auch deshalb Sinn, da all diese Prozesse verwendet werden, wenn man mit Anki lernt.
  2. Gedächtniserhalt / Informationserhalt: Legt den Fokus auf den Erhalt von Gedächtnisinhalten & -informationen.
  3. Erinnerungsvermögen: Dieser Vorschlag basiert auf die Definition hier: Retention – Wiktionary. Allerdings geht es beim “Erinnerungsvermögen” eher um das finden von Informationen, nicht um weitere Prozesse wie den Erhalt von Informationen (s. Erinnerungsvermögen – Wikipedia).

Wie nennt man “Retention” in der Psychologie?

Man würde unter Experten “Retention” sagen (mit deutscher Aussprache). Würde man mit Laien sprechen, würde man es entweder umschreiben oder einer der obigen Alternativen nutzen. Für Laien sind die Nuancen ohnehin wenig relevant.

Mein Favorit

Ich tendiere zu “Gedächtnisleistung”, möchte aber gerne weitere Meinungen dazu erfahren. Hoffentlich lassen sich hier ein paar deutsche (Übersetzer) finden.

Edit: Danika_Dakika meinte, dass es ggf. sinnvoll wäre, einige Übersetzer zu pingen, um deren Meinung zu erhalten: @tobias.predel @basiskarten @Rumo @carlosr

2 Likes

Hallo.

Den Begriff “Erfolgsquote” hatte ich nach der Diskussion in Retrievability vs retention - #3 by Danika_Dakika gewählt.

Als ich Anki benutzte, dachte ich zunächst, Retention sei einfach unübersetzt geblieben. Ich habe dann recherchiert und verstanden, was Retention (deutsche Ausprache) fachsprachlich bedeutet. Allgemeinverständlich ist es nicht.

Bei der Übersetzung versuche ich, Texte frei zu übersetzen (fast wörtliche Übersetzugen aus dem Englischen klingen oft unnatürlich), gleichzeitig aber feststehende Begriffe konsistent überall gleich zu übersetzen. Schwer verständlich fand ich die Unterscheidung zwischen “retention” und “retrievability”, weshalb ich in der oben genannten Diskussion im Forum nachgefragt hatte. Hier ein paar Zitate aus dieser Diskussion und dem dort angegebenen Reddit, die ich erhellend fand:

Retention is used with different adjectives in different places, but it’s generally focused on how many cards you will remember when they are due and how many you did remember when you studied them.

Retention can refer to a few things (as Danika Dakika pointed out), but they all share a common property - “retention” refers to a group of cards rather than just one card.

TLDR: desired retention is “I will recall this % of cards WHEN THEY ARE DUE”. Average retrievability is “I will recall this % of ALL my cards TODAY”.

Retrievability is your probability of recalling a single card.

Nun habe ich also Übersetzungen für “retention” und “retrievability” gesucht, dich klar voneinander abgegrenzt sind, und die in allen Kontexten, in denen sie tatsächlich vorkommen, jeweils konsistent mit demselben Begriff übersetzt werden: retrievability = Abrufbarkeit, retention = Erfolgsquote.

Warum nun ausgerechnet “Erfolgsquote”? Es ist keine Übersetzung mehr, sondern eher eine Übertragung. Aber ich finde, es beschreibt recht intuitiv, was Anki mit den so bezeichneten Einstellungen tatsächlich tut. Als Laie kommt mir “Gedächtnisleistung” oder “Erinnerungsvermögen” recht unkonkret vor: Was bedeuted es genau? Wie kann man es messen? Und vor allem: Welchen Effekt erzielt die dazugehörige Einstellung eigentlich in Anki? Wie gesagt bezieht sich “retention” immer auf eine Gruppe von mehreren Karten, und “retrievability” immer auf eine einzelne Karte. Das mag von der wissenschaftlichen Definition des englischen Originalbegriffs abweichen, ist aber nun mal die tatsächliche Verwendung innerhalb von Anki: Eine “desired retention” von 0,9 bedeutet, dass Anki die Intervalle wählen, dass bei den täglichen Wiederholungen der Karten etwa 9 von 10 Karten gewusst werden, und etwa 1 von 10 Karten nicht gewusst werden. Um eine klare Abgrenzung zu “retrievability” zu schaffen und gleichzeitig klar zu machen, dass der Wert bei “desired retention” einen Anteil einer Gruppe Karten bezeichnet, wollte ich unbedingt “Quote” als Teil der Übersetzung haben. “Quote” macht diesen Sachverhalt sehr gut klar. Was soll nun aber genau vor dem Wort “Quote” stehen? “Abrufbarkeitsquote” scheidet aus, da “Abrufbarkeit” bereits als Übersetzung von “retrievability” verwendet wird, und zwei klar unterschiedliche Konzepte sollten auch eine deutlich unterschiedliche Übersetzung bekommen. “Erinnerungsquote” hatte ich auch noch in Betracht gezogen, aber das fand ich etwas holprig. “Erfolgsquote” hingegen beschreibt sehr genau, was die Einstellung tatsächlich bewirkt: Wie hoch ist in etwa der Erfolg (“Karte gewusst”) in dem Moment, in dem die täglichen Wiederholungen anstehen. (Das bedeutet übrigens, dass über den gesamten Stapel, der ja auch die heute nicht zur Wiederholung anstehenden Karten umfasst, ein deutlich höherer Prozentsatz an Karten gewusst werden würde, wenn man dann alle Karten aus dem Stapel am selben Tag wiederholen würde.) Außerdem funktioniert “Erfolgsquote” recht gut als konsistente, also in allen Kontexten immer gleichlautende, Übersetzung. Konsistente Übersetzungen sind wichtig, damit Begriffe von den Benutzern wiedererkannt werden. (Allerdings sind oder waren etliche Begriffe in der deutschen Anki-Übersetzung inkonsistent.) In folgenden Kontexten wird “retention” in Anki verwendet:

Desired retention
Minimum recommended retention
True retention
Historical retention
Average predicted retention

In all diesen Kontexten halte ich “Erfolgsquote” für recht passend.

Nun ist “Erfolgsquote” keine direkte Übersetzung mehr. Der Begriff entfernt sich vom englischen Original. Aber bei einer Benutzeroberfläche sollte im Vordergrund stehen, dass der Benutzer zumindest die grobe Wirkung von Einstellungen schnell erfassen kann. Bei “Retention” (deutsche Aussprache, so wie es früher übersetzt wurde) musste ich zunächst ein paar Stunden recherchieren, um zu verstehen, was die Einstellung genau bewirkt. Zuerst musste ich verstehen, was “Retention” fachsprachlich bedeutet, und danach noch verstehen, dass Anki den Begriff jedoch in einem anderen Sinne verwendet. “Erfolgsquote” kommuniziert recht klar, was die Einstellung bewirkt. (Und vielleicht war der Begriff “retention” bereits im englischen Original gar keine optimale Wahl.)

Zusammenfassend sage ich also:

  • Die wissenschaftliche Definition des Begriffs “retention” ist hier nicht ausschlaggebend, da Anki den Begriff sowieso etwas anders verwendet, nämlich für einen Prozentsatz/Bruchteil eine Gruppe von Karten.
  • Der Bezug auf den “Bruchteil einer Gruppe von Karten” muss in der Übersetzung deutlich bleiben.
  • Der Übersetzung muss deutlich anders sein als jenen von “retrievability”.
  • Die Übersetzung sollte möglichst kurz sein, damit sie in unterschiedlichen Kontexten wortgleich verwenden werden kann und einen hohen Wiedererkennungswert hat.
  • Intuitiv sollte man eine Idee vom dahinterstehenden Konzept bekommen, ohne dafür eine Internetrecherche betreiben zu müssen.

Aus diesen Gründen schien mir “Erfolgsquote” eine geeignete Übersetzung.

1 Like

Interessant. Ich finde es offensichtlicher als “Erfolgsquote”, was aber durchaus daran liegen könnte, dass mir die Bedeutung von “Retention” bekannt ist.

Der Sinn ist tatsächlich der selbe. Die oben genannten Zitate aus dem Chat mit Danika_Dakika und aus Reddit beschreiben, was Retention ist. Der Unterschied ist lediglich, dass man Retention aus Sicht einzelner Gedächtnisinhalte (wie z. B. eine Karte mit Frage-Antwort-Paar) und aus Sicht einer Gruppe von Gedächtnisinhalten (wie z. B. mehrere Karten / einem gesamten Stapel) beschreiben kann.

Das macht Sinn.

“Erinnerungsquote” empfinde ich als akkurater und logischer, da für mich die Verbindung zwischen “Anki als App zum Erinnern von Informationen” und “Die Quote, mit der ich mich an die Informationen erinnere” offensichtlicher ist.

Ich kann die Wahl für “Erfolgsquote” schon nachvollziehen, allerdings ist Erfolg typischerweise das “Erreichen von Zielen” im Volksmunde.
In der Psychologie wird Erfolg eher aus Sicht von Verstärkerplänen gesehen (s. Erfolg - Lexikon der Psychologie, Erfolg – Dorsch - Lexikon der Psychologie), aber darauf muss hier nicht unbedingt eingegangen werden.

Ich schätze mein größtes Problem mit der gegenwärtigen Übersetzung ist, dass es sich für mich recht losgelöst und schwammig anhört, wohingegen die von mir oben genannten Alternativen und Ihre Alternative “Erinnerungsquote” für mich deutlich besser passt.

Ich bin im Übrigen nicht überzeugt davon, dass das Wort “Quote” notwendig ist, da es sich bei Erinnerungen im Grunde immer im Quoten handelt. Es ist unmöglich, sich an 100 % der jemals gelernten Informationen zu erinnern.

In all diesen Fällen machen unsere Alternativen aus meiner Sicht auch Sinn (bzw. mehr, da ich “Erfolgsquote” als unklar empfinde). Man könnte vielleicht noch “Erinnerungsfähigkeit” in Betracht ziehen, obgleich dies dem oben vorgeschlagenen “Erinnerungsvermögen” nahe kommt.

Zumindest aus psychologischer Sicht stimme ich dem nicht zu. Aus Laien Sicht ist es ggf. anders. Ich ging allerdings davon aus, dass “Retention” im englischen verbreiteter ist und somit vermutlich ohnehin besser verständlich.

Nicht ganz korrekt, siehe meine Anmerkung oben.

Auch hierzu nochmals mein Hinweis, dass es in der Definition (wie oben erklärt) im Grunde genommen bereits enthalten ist. Ich hab prinzipiell allerdings kein Problem damit, das Wort “Quote” weiterhin zu verwenden.

Ich stimme zu.

“Quote” würde ich jedenfalls gerne behalten, auch weil es damit für neue Benutzer vielleicht etwas einfacher ist, zu erschließen, was die Angabe 0,9 in der Benutzerschnittstelle meint, nämlich 90%, und nicht irgendein absoluter Wert.

“Erinnerungsquote” fände ich auch in Ordnung…

Ich hatte gehofft, dass es ein paar mehr Meinungen zur Diskussion geben würde. Da dem nicht der Fall ist, werde ich nun die Kompromislösung in Pontoon eintragen.

Vielen Dank für Ihre Zeit und Teilnahme!

This topic was automatically closed 30 days after the last reply. New replies are no longer allowed.